Die Postivretusche
Den letzten "Schliff" erhielten die Fotografien durch die Positivretusche. Im Idealfall war eine Positivretusche überflüssig. Trotz sorgfältiger Arbeit im Labor konnte es aber manchmal nicht vermieden werden, dass sich winzige Staubpartikel oder Härchen auf dem Negativ befanden, die nach der Belichtung kleine unbelichtete -helle- Stellen auf dem Positiv hinterließen. Diese wurden dann retuschiert.Bei Schwarz-Weiß-Fotografien mischte man auf einer Glaspalette schwarze und weiße Retuschefarbe bis man den richtigen Grauton erhalten hatte.
Aufgetragen wurde die Farbe dann mit einem hochwertigen Dachshaar-Pinsel, der so beschnitten war, dass er eine feine Haarspitze aufwies. Diese Spitze wurde dann am besten mit dem Mund immer wieder ausgeformt bevor man mit ihr kleine Mengen Retuschierfarbe aufnahm. Es wurde also im wahrsten Sinne der Redensart mit "Geduld" und "Spucke" retuschiert, letztere war der perfekte "Kleister".
Es kam vor, dass auch zu dunkle Stellen auf dem Positiv entfernt werden mussten. Dies bewerkstelligte man mit Hilfe eines sehr scharfen "Schabemessers", einem chirugischen Skalpell nicht unähnlich. Nach der Abschabung wurde dann mit der passenden Retuschierfarbe die dann weiße Stelle wie oben beschrieben mit der passenden Farbe "verfüllt".
Bei Portraits war fast immer eine Retusche der Augen notwendig, um die doppelten Reflexionspunkte, verursacht durch die Lampen der Atelierbeleuchtung, zu korrigieren. Eine dieser Reflexionspunkte musste durch Retusche entfernt werden. Dadurch wurde der Augenausdruck und die Blickrichtung sehr viel natürlicher.
Die Retusche von Farbfotografien erforderte viel Geduld und handwerkliches Geschick. Kleine Fehler im Bild wurden mit Eiweiß-Lasur-Farben korrigiert. Verschiedene Farben wurden mühsam auf einer Palette gemischt und verdünnt, bis der richtige Farbton für die zu retuschierende Stelle gefunden wurde.
Das Bild oben zeigt den Fotografen Heinz Vogel bei der Retusche einer Farb-Fotografie von Garnrollen,
die er für eine Mönchengladbacher Spinnerei fotografiert hatte. (Foto: 1954)
Rechts neben ihm die Fotografie eines Kugellagers der berühmten schwedischen Firma „SKF“ („Svenska Kullager-Fabriken“), die bis heute in Mönchengladbach eine Niederlassung auf der Bismarckstraße betreibt. Links ein Portrait, das als Ausstellungsbild für das Schaufenster vorgesehen war.
|
||
---|---|---|
|